Save the Whales!

Ich bin ja auch dafür, dass man die Wale retten soll. Diese Überzeugung geht sogar soweit, dass ich dafür bin, auch die Wahlen zu erhalten, was in Zeiten zunehmender Politikverdrossenheit und den bevorstehenden Bundestagswahlen von besonderer Bedeutung ist. Aber bei aller Liebe zu Tieren und sonstigen Politikern würde ich jeden Gesetzentwurf oder Volksentscheid zum Verbot von Wahlveranstaltungen und Ähnlichem unterstützen - zumindest mit meiner Unterschrift, denn beim Geld hören ja bekanntlich sowohl die Freundschaft als auch die Politikverdrossenheit auf.

Nachdem ich nun ja schon klargestellt habe, dass ich in ein solches Verbot keinen Pfennig investieren würde habe ich nun auch schon den perfekten Bogen zu den Gründen geschlagen, warum ich diese Veranstaltungen für total unnötig halte. An dieser Stelle muss ich leider schon zugeben, dass ich gerade eben gelogen habe, indem ich meinte, dass ich da keinen Pfennig für ausgeben würde. Erstens wäre mir ein Pfennig reichlich egal, da ich den ja mittlerweile zur Landeszentralbank bringen müsste, um mir dann dafür einen nicht auszahlbaren Betrag von etwas mehr als 0,5 Cent geben zu lassen, was die Mühe nun wirklich nicht wert wäre und zweitens bin ich gerade dabei, mehr als einen Cent an Opportunitätskosten zu opfern, da ich ja momentan nicht gerade Wert am schaffen bin, sondern meine wertvolle Arbeitskraft in diesen Text am stecken bin - na bravo!

Nun aber genug der Selbstkritik und zurück zum Thema: warum ein Verbot? Im Fernsehen habe ich in letzter Zeit immer öfter kurze Berichte über Wahlveranstaltungen gesehen. Nicht nur, dass diese kostbare Sendezeit auf unseren geliebten Privatsendern verschwenden - es kommt noch schlimmer: ist schon mal jemandem aufgefallen, wer sich das live und vor Ort anschaut? Das sind entweder super alte Leute, die glauben, dass sie auf einer Kaffeefahrt sind und es gleich noch eine gratis Heizdecke gibt, oder Leute, die sowieso schon wissen, dass das, was der da oben sagt, immer richtig ist, da die Entscheidung, wen sie wählen, sowieso schon feststeht. Die dritte Gruppe sind dann auch wieder Leute, die schon wissen, was sie wählen und daher jeden der vorgebrachten Punkte total falsch finden oder einfach nur mal schnell ein paar Tomaten werfen wollen bzw. ihre Trillerpfeife und die Nerven der Anderen strapazieren.

Was haben wir also bisher gelernt: diese Veranstaltungen sind nur für Leute, die das Ganze inhaltlich eigentlich gar nicht interessiert! Ähnlich verhält es sich auch mit Dingen wie Informationsständen, welche man in jeder Fussgängerzone findet, die was auf sich hält. Aber im Ernst: da geht doch kein Mensch hin um sich ernsthaft auf irgendeine politische Seite ziehen zu lassen. Und die Flyer, welche da verteilt werden sind auch nicht gerade ein Exportschlager. Da verhält es sich doch genau wie mit den Omas auf den Wahlveranstaltungen, die auf die Heizdecke warten. Wer von weitem schon sieht, dass da eine Partei steht, der nimmt den Zettel nicht - wer dies nicht schon vorher checkt, nimmt den Zettel und ärgert sich, dass da kein Event angekündigt wird und auch kein Räumungsverkauf wegen Geschäftsauflösung.

Insgesamt ist das also ein gesamtwirtschaftlicher Verlust für alle Betroffenen. Die Einen verschwenden ihre Zeit bei einer Sache, die sie objektiv nicht interessiert, die Anderen sind von Flyern genervt und die Parteien verschwenden ihre Kohle damit, diesen ganzen Mist zu finanzieren, wo sich auch schon der Kreis schliesst und ich zurück bei dem guten alten Cent bin. Wenn man diese nun alle zusammenlegen würde, dann könnte man auch einfach hingehen und einen vernünftigen Politiker einstellen, der dann wirklich das macht, was der Bürger will. Da bekommt der Begriff "Deutschland AG" eine ganz neue Bedeutung: wir machen da per Volksentscheid einfach ne Kapitalgesellschaft draus und ersetzen den Kanzler durch einen kompetenten Menschen, den man einfach bei jeder Hauptversammlung rausschmeissen kann, wenn er dabei ist, die Karre vor die Wand zu fahren.

 

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