Müssen Piloten eigentlich einen Eid leisten?

Diese Frage habe ich mir einmal in Neuseeland gestellt und sie ist mir gerade eben mal wieder in den Kopf gekommen, als ich den Reisebericht von dort gelesen habe. Auf dem Flug von Singapore nach Auckland hatte unser Flieger Verspätung. Dies hat der Pilot uns dann auch gerne mitgeteilt, aber sowohl ich, als auch alle anderen Leute, die um mich herum sassen, machten nicht unbedingt den Eindruck, als hätten sie da auch nur einen Satz von verstanden. Nun die Frage, die sich ein jeder stellen muss, der mit offenen Augen oder besser gesagt, mit offenen Ohren durchs Leben geht, stellen muss: warum um alles in der Welt nuschelt so ziemlich jeder Pilot, wo gibt? Man beachte dabei nicht nur den hochwertigen Inhalt dieser Frage, sondern auch die Eloquenz, mit welcher sie gestellt wurde!

Gut - nun werden wieder einige Leute sagen, dass das ja eigentlich gar nicht stimmt, da man ja normalerweise doch recht viel verstanden hat, was da gesagt wurde. Aber Vorsicht! Wenn man doch mal ganz ehrlich ist, dann sitzt man doch in seinem Flieger und redet mit seinem Nachbarn. Dann knistert das Mikro und man hört eine Stimme ‚Schönen guten Tag meine Damen und Herren, mein Name ist' und dann beginnt das Unheil! Mal im Ernst - hat irgendjemand schon irgendwann den Namen des Piloten oder seines Kopiloten verstanden? Nein? Also! Dann geht es weiter mit ‚wir begrüssen sie an Bord des Fluges XY nach' und spätestend an diesem Punkt stellt man für sich selbst fest: die Flugnummer ist mir doch total egal und wohin ich fliege, das weiss ich auch selbst! Und schon geht die Unterhaltung mit dem Nachbarn weiter. Ist doch so! Rekapitulierend kann man also in einem Wort zusammenfassen, was man vor einem Start an interessanten und neuen Infos verstanden hat: NICHTS!

Nun aber mal zu der Situation von dem Flug nach Auckland. Ich sass also gemütlich in meinem vor Beinfreiheit nur so strotzenden Sitz und war schon brav angeschnallt, als die Vermutung zur Gewissheit wurde, dass der Start etwas nach hinten verschoben wird. Nun gut, das wäre ja soweit nicht schlimm, da man als aufrechter Deutscher ja bekanntlich an hervorragende Ingenieurleistungen glaubt und es somit in einem Flugzeug keine Probleme sondern nur Lösungen gibt, welche natürlich auch konform mit jeglichen DIN-Normen sind. Was einen dann aber doch beunruhigt: während der Pilot einem sagen will, warum der Flieger die Leistung verweigert, beginnt er dann irgendwie, schneller zu sprechen, hat mal ein Seufzen, mal ein Raunen in der Stimme. Kurzum: man weiss zwar, dass nichts geht, aber woran es nun liegt, ist unklar. Schade eigentlich! Denn wäre es der Fall, dass das Essen nicht rechtzeitig aus der Flughafen-Küche geliefert wurde, dann würde ich sagen: gut gemacht, dass hier Prioritäten gesetzt werden, denn so ein Flug nur mit Cola und Erdnüssen ist natürlich nicht so sonderlich toll. Wenn der Pilot hingegen in unverständlichem Ton sagen würde, dass da ein Wackelkontakt im Triebwerk ist, oder dass die Cerosin-Leitung noch schnell mit Tape von kleineren undichten Stellen befreit werden muss, dann würde mich das ja schon etwas seltsamer stimmen. Und das zurecht, oder?

Mir drängt sich in einer solchen Situation dann die Frage auf, ob Piloten immer nur dann undeutlich sprechen, wenn es entweder um persönliche Daten, wie ihren Namen geht, oder wenn es sich um unangenehme Dinge, wie der Einsatz von Tape handelt? Das kann ich mir allerdings nicht vorstellen. Grund: schon mal U-Bahn gefahren? Ja? Und auch mal verstanden, welche Haltestelle als nächste angesagt wurde, ohne auf den Plan zu schauen, oder die Strecke zu kennen? Geht auch nicht, da auch die alle auf sonderbare Weise nicht zu verstehen sind.

Nun aber zu den Gründen, wie so etwas sein kann. Mir kann ja wohl niemand sagen, dass in unserer heutigen Zeit, welche nicht nur digital, sondern scheinbar auch komplett in THX ist, es kein Mensch hinbekommt, eine vernünftige Verbindung zwischen Führerhaus bzw. Cockpit und Passagieren herzustellen! Also nicht, dass jetzt der Eindruck entsteht, dass ich ein Anhänger von Verschwörungstheorien bin, aber ich glaube tatsächlich, dass diese Leute absichtlich undeutlich sprechen - und zwar aus Selbstschutz! Denn wenn dann mal wirklich was passiert, dann versteht das sowieso keiner, man denkt sich aber auch nichts dabei. Bestes Beispiel: der Giftgasanschlag in der U-Bahn in Asien. Wäre das in Deutschland passiert, dann hätte der Bahnfahrer zwar die Durchsage gemacht, bitte sofort alle mitgeführten Geräte zum Atemschutz anzulegen, Ruhe zu bewahren und ohne Panik die nächste Haltestelle zu verlassen. Und was denkt der Passagier? ‚Nächste Haltestelle - Konstablerwache'. Gut, damit ist dann wohl der Bahnbetreiber aus dem Schneider, da ja nachweislich ein passender Warnhinweis ausgesprochen wurde (an dieser Stelle wundere ich mich auch gerade mal, ob ein U-Bahn so was wie einen Voice-Recorder hat, um das dann aufzuzeichnen? Und wenn ja: hat eine Bahn auch ne Black-Box, oder vertraut man einfach mal darauf, dass so schlimm ein Unfall auch sein mag, man den Resorder auch ohne Ortungssysteme auffinden kann, da die Bahn im meissten der Fälle ja irgendwo im Tunnel zu finden sein muss?). Der Fahrer hat auch einen Vorteil davon, dass niemand es verstanden hat, denn ansonsten wäre trotz der Aufforderung, das ganze recht relaxed und ohne Panik zu tun, eben Solche dann wahrscheinlich doch ausgebrochen wäre - und das macht nun wirklich keinen Spass. Der Einzige, der in einem Solchen Falle dann leidet, ist der Passagier, der nichtsahnend ins Verderben läuft und dann im Nachhinein nicht mal Schadenersatz fordern kann, da er ja gewarnt wurde.

Als reflektierender Mensch nun noch zwei abschliessende Fragen:

- Müssen Piloten und Bahnfahrer beim Berufseinstieg einen Eid leisten, dass sie immer nach bestem Wissen und Gewissen nuscheln werden und niemals so sprechen werden, dass es ein Passagier verstehen kann? Zum Schutz der Kollegen und ihrer selbst?

- Was war wirklich los an Bord meines Fluges mit dem Piloten ohne Namen, der Nummer, die keinen interessierte und dem Ziel, das jeder schon vorher kannte?

 

In feierlicher Ehrfurcht kann ich nun endlich den ersten Beitrag von Lesern dieser Seite präsentieren!

Enne und der Sinn des Kaugummi (von Enne S. aus F) (13.12.2002)

 

Und wie auch bei den anderen Texten auf dieser Seite, kann auch hier wieder per Mail ein Beitrag dazu geschickt werden.